Shizuoka – Kunōzan Tōshō-gū

Shizuoka – Kunōzan Tōshō-gū

Gestern am 11.08 war ein neuerer nationaler Feiertag, der Berg Tag. An diesem Tag soll den Bergen gedacht werden. Es gibt zwar auch von der UN ein Bergfeiertag, der hat aber damit nichts zu tun und auch die Japaner die ich gefragt habe konnten mir nicht genau sagen warum es den wirklich gibt.
Also bin ich an diesem Tag zum Berg gegangen, um ihn stilecht zu feiern…
OK, ich wäre auch ohne den Tag dorthin gegangen, aber eher wegen dem was dort steht und zwar der Shinto-Schrein von Tokugawa Ieyasu (Familien-/Clan Name, Vorname).

Für alle die damit wenig vertraut sind, hier ein kurzer Ausflug in die japanische Geschichte (yeah Samurais und so). Japan war seit ungefähr 1477 n-Chr. in der Sengoku-Zeit, Zeit der kriegsführenden Länder nicht verwechseln mit dem Zeitalter der streitenden Reiche in China, und war aufgeteilt von mehreren starken Clans die einen Daimyō stellten, einen Fürsten bzw. Kriegsherrn. Die Macht des Kaisers war schon sehr lange nur symbolischer Natur und der letzte Shogun („großer General“), ein Titel nur vom Kaiser verliehen, aus dem Clan Ashigaka hatte selber den Großteil seines Einflusses verloren. Der Kriegsherr Oda Nobunaga konnte den Großteil Japans vereinnahmen, bevor er durch den Verrat eines seiner Generäle 1582 den Seppuku (ritueller Selbstmord) beginn. Ein anderer seiner Generäle Toyotomi Hideyoshi rächte ihn, erlangte die Kontrolle und vereinte Japan endlich. Sein Reich war aber noch instabil und seine Erben minderjährig. Nach seinem Tod erlangte Tokugawa Ieyasu, ebenfalls ein ehemaliger Untergebener und dann Verbündeter Oda Nobunagas, Einfluss auf die minderjährigen Erben Hideyoshis und konnte sich 1600 nach einer finalen Schlacht in Sekigahara endgültig an die Spitze stellen. Er erhielt 1603 auch den Titel Shogun vom Kaiser, gab ihn aber 1605 schon an seinem Sohn weiter, setzte sich in Sumpu (heute Shizuoka) zur Ruhe, wobei er aber weiterhin die Kontrolle hatte und auch in Sumpu 1616 verstarb. Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu gelten als die drei Reichseiniger, wobei das Meiste von Nobunaga erreicht wurde und Hideyoshi es beendete. Tokugawa hingegen hat dann das Shogunat errichtet und die stabile Phase eingeläutet. Zu seiner Zeit erfolgte u.a die Verlegung der Hauptstadt nach Edo (heute Tokyo), die Verbannung der Christen und die Isolierung Japans. Bis heute ist aber Tokugawa am beliebtesten und Nobunaga eher unbeliebt. Dies kommt vielleicht auch dadurch, dass Tokugawa schon vor seinen Tod seine spätere Verehrung als Shintogott und Wächter des Landes geplant hat.

Im Schrein wurde Tokugawa beigesetzt, bevor die Hälfte von ihm auf seinem Wunsch ein Jahr nach seinem Tod nach zum neugebauten Schrein Nikkō Tōshō-gū, nördlich von Tokyo, gebracht wurde.

Der Schrein ist am Berg Kunō (216 m) und man muss mehr als 1000 Stufen eine Treppe hinauf. Im Sommer besonders schön und ich hatte mir schon einen kühleren Tag ausgesucht, mit leichtem Regen aber auch hoher Luftfeuchte. Der Schrein steht seit ungefähr 1617 und wurde zusammen mit 13 anderen Gebäuden zu wichtigen Kulturgütern erklärt. Der Architekturstil ist der Gongen-zukuri aus der frühen Edoperiode, bei dem viel Japanlack und Blattgold verwendet wurde. Die Gebäude und Holzsäulen sind noch Original, aber werden alle 50 Jahre neu bestrichen. Er war auch der erste der Tōshō-gū Schreine, Shinto-Schreine in denen Tokugawa verehrt wird. Anbei ist auch ein Museum welches viele Gegenstände aus Tokugawas Besitz zeigt.

Auf dem folgenden Bild sind auch 2 Mikos oder auch Kannagi zu sehen. Diese waren ursprünglich Hauptpriesterinnen die sozusagen „mit dem Gott verheiratet waren“, wobei sich das dann zumeist zu Aufführungen von rituellen Tänzen und Unterstützung des Priesters bei Zeremonien wandelte. Heute sind sie aber meistens Teilzeitangestellte die Junggesellinnen sind, denn das ist eine Bedingung um als Miko arbeiten zu können. Dass bedeutet bei einer Heirat wird oft die Stelle aufgegeben. Die traditionelle Kleidung ist auch zu sehen, ein weißer Unterkimono mit einem weißen Oberkimono und dem scharlachroten Hakama. Einen männlichen Gegenpart scheint es auch zu geben, dieser trägt einen helltürkisen Hakama. Die normalen Priester (vermutlich) einen violetten Hakama.

Dies ist der Hauptschrein.

 

Hier hängen auch die Ema. Dies sind zumeist einseitig bemalte Holztäfelchen, auf deren freien Fläche dann weltliche Wünsche aufgeschrieben werden, z.B. die nächsten Prüfungen bestehen oder den Partner fürs Leben zu finden, und man dann auf deren Erfüllung durch den residierenden Kami (Gottheit) hofft.

Und hier die große Urne in der die Reste von Tokugawa sind.

Hier oben ist auch noch ein rituelles Reinigungsbecken. Das weiter unten habe ich nicht fotografiert. Für die Reinigung nimmt man die Schöpfkelle in die rechte Hand, gießt das Wasser über die linke Hand zur Reinigung. Danach wird die Kelle in die linke Hand gewechselt und die rechte Hand gereinigt. Zum Schluss wird wieder in die linke Hand gewechselt und das Wasser in die Fläche der linken Hand getan, um damit dann den Mund zu reinigen. NIEMALS die Schöpfkelle den Mund direkt berühren lassen. Als letztes wird die Schöpfkelle im Wasser ausgespült und umgekehrt wieder auf die Halterung gelegt.

Ein paar Goldfische in einem Regenwasserauffanggefäß wieder weiter unten.

Und hier ein Stempel mit echter Tinte vom Schrein. Man kann hier sozusagen Tempelbesuche sammeln, man kann diese Stempel kaufen und in einem Buch einkleben bzw. auch direkt eintragen lassen.

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