Kultur 2

Kultur 2

Da ich letztes Wochenende u.a. mit japanischen Kollegen versucht habe deutsche Apfelkuchen zu backen, da Zutaten schwer zu bekommen sind und ich hier im Wohnheim nur den Mikrowellenofen habe, hatte ich keine Zeit/Lust etwas zu schreiben, daher kommt heute ein wenig was mir so zur kulturellen Dingen aufgefallen ist oder was vielleicht auch typisch für Japan ist. Zu aller erst muss ich sagen, dass ich keinen Kulturschock bekommen habe. Japan oder zumindest diese Gegend hier ist oberflächlich total verwestlicht, was ich doch tatsächlich sehr Schade finde. Es ist nicht sehr schwer sich in der Hinsicht einzufügen. Etwas tiefer gehend betrachtet sind dann die Dinge schon etwas anders, aber dennoch ähnlich. Noch tiefer wird’s dann interessant, weil anders als wir es kennen. Man hat mir gesagt, dass die Insel Shikoku in der Hinsicht noch mit am „japanischten“ ist. Bestätigen kann ich das (noch?) nicht.

Wenn man mit Japanern Umgang pflegt, fällt einem die generelle Höflichkeit oder der entgegenkommende Respekt auf. Die Japaner haben in ihrer Kultur die Gemeinschaft als hohes Gut verankert, dies ist auch aufgrund der vielen möglichen Naturkatastrophen. Im Gegensatz dazu haben wir Europäer einen individualisierten Standpunkt. Ich würde die japanische Variante mit ein bisschen mehr Individualismus bevorzugen. Wenn man Geschäfte betritt, ist es in den meisten Fällen so, dass man begrüßt wird, durchaus auch von allen Mitarbeitern, die einem über den Weg laufen. Man kann als Faustformel sagen, die Japaner möchten niemanden anderen zur Last fallen oder ihr Gesicht (Ehre, Stolz) vor anderen verlieren. Wenn man sich daranhält, also selber höflich und respektvoll ist, hat man keine Probleme. Und es reicht die Höflichkeit, die bei uns eigentlich auch laut Knigge existiert, dass die Realität durchaus anders aussieht ist mir bewusst.
Dieses Problem gibt es aber auch hier, mir selber ist schon aufgefallen, dass Manches nur hohle Phrasen sind, was in meinem Fall aber Jammern auf hohem Niveau ist, weil das immer noch besser ist als in Deutschland und ich noch nichts Schlimmeres erlebt habe. Aber andere haben mir schon mitgeteilt (die entweder schon länger hier leben oder selber Japaner sind), dass es durchaus bergab geht.
Weitere Beispiele für die Höflichkeit und den Respekt der Japaner sind, dass es schwer ist jemanden zu finden der eine Szene in der Öffentlichkeit macht und Ausfällig anderen gegenüber wird. Oder wenn man für irgendwas wartet, dass man sicher sein kann es wird eine Schlange gebildet, die auch komplett eingehalten wird, auch an der Bushaltestelle, egal wie voll der Bus ist.

Typisch japanisch ist auch, dass es ein Land der Regenschirme ist. Sobald hier die ersten Tropfen kommen, kann man sich sicher sein, dass immer mehr Regenschirme aufpoppen sieht. Oftmals auch, wenn wir Norddeutschen uns noch keine großen Gedanken darübermachen. Jacken sieht man so gut wie nie. Ausnahmen sind die Radfahrer, die haben aber alle die gleichen Regencapes an, die es scheinbar nur in wenigen verschiedenen Ausführungen gibt. Zumindest mein aktueller Eindruck, viel Abwechslung war da bisher nicht. Man kann auch so einige Regenschirme sehen, wenn überhaupt kein Regen ist, sondern bewölkt oder sogar strahlender(segnender) Sonnenschein. Besonders beim letzteren und besonders bei Frauen. Der Hintergrund ist, dass dunklere Haut durch Bräunung immer noch eher als Zeichen für Armut oder nicht als Schönheitsideal angesehen wird. Hellere Haut wird hier bevorzugt.

Kommen wir zum Beitragsbild, dem Gacha. Diese Automaten mit den kleinen Kapseln gibt es hier überall. Gegen Geld kann man einer Sammelleidenschaft frönen und versuchen auch sehr seltene Elemente zu ergattern. Gesammelt werden kann alles von verschiedenen kleinen Figuren, Karten, Anhängern, etc.. Das Prinzip ist ziemlich populär, sodass es auch in Games verwendet wird. Die Qualität variiert, genauso wie der Preis.

Zur Kleidung erstmal nur so viel, sie ist im Allgemeinen sehr ähnlich zur europäischen und amerikanischen. Leute in traditioneller Kleidung habe ich bisher nur sehr wenige gesehen. Manche waren für spirituelle Anlässe, manche für entsprechende Anlässe (Hochzeit, Todesmessen), in den Kampfkünsten, manche für Feste und noch seltener als Alltagskleidung. Meines Erachtens sehr Schade, denn sie hat ihren Charme und ist gut für diese Luftfeuchtigkeit. Die aktuelle Kleidung ist sehr verwestlicht, unterscheidet sich aber schon. Die Männer tragen mehr oder weniger das gleiche, zur Arbeit Uniformen oder Business suits. In der Freizeit gerne auch Hosen, welche man bei uns durchaus als schlampig bezeichnet, nämlich weite Varianten wie Joggings Hosen. Die Frauen tragen ebenfalls luftigere Oberteile und für den unteren Teil Röcke oder sehr luftige und weite Hosen, kann man vielleicht auch als modernere Varianten von Hosenröcken ansehen. Für uns vielleicht alles etwas ungewöhnlich, aber es macht besonders im Sommer mit seinen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit sehr viel Sinn. Ich weiß wovon ich rede, es nicht unbedingt angenehm dann mit einer Jeans umher zu rennen.

Außerdem ist es hier in der Regel so, dass man als Schüler eine Uniform tragen muss. Diese Uniform identifiziert einen zu welcher Schule man gehört und es ist im Allgemeinen auch am Stil zu erkennen ob es Kindergarten, Grundschule, Mittelschule oder eine High-School ist. Die Vor- und Grundschüler müssen dazu auch oft eine Mütze/Kappe tragen.

Was anderes total typisch Japanisches ist der Plastikfimmel. Ich bekomme öfters mal hier die Krise. Zum einen ist hier sehr viel was man kauft mehrfach in Plastik eingepackt. Bei den Lebensmitteln könnte das teilweise noch Sinn machen, aber ich habe sehr oft das Gefühl ich habe mehr Plastik als Inhalt. In Deutschland kaufe ich Süßigkeiten oder Kekse und mache nur ein oder vielleicht sogar zweimal auf. Hier in Japan muss ich erst die Umverpackung öffnen und dann ist es nicht unbedingt selten, dass dann jeder Keks einzeln eingepackt ist……
Außerdem bekommt man hier wenn man etwas einkauft gleich dünne Plastiktüten mit (wenige Ausnahmen), das ist zwar auf der einen Seite netter Service, aber auch nervig wenn man sie nicht braucht und Verschwendung. Dass ich sie nicht brauche ist auch relativ offensichtlich, wenn ich schon mit dem Rucksack ankomme. Nebenbei bemerkt, dieses Plastiktütenproblem macht auch Umweltprobleme, da man hier den Müll zumeist auch einfach nur verbrennt.

Dass was sicher schon einige kennen: Schuhe ausziehen bevor man irgendwo eintritt. Dies ist hier total normal, hat Sauberkeitsgründe, aber ist auch ein Zeichen von Respekt. So muss ich mir auch die Schuhe ausziehen, wenn ich mein Büro in der Uni betrete, da das sonst ziemlich lästig ist die eigenen Schuhe ständig an- und auszuziehen, habe ich mir für die Uni/Labor Gartencrocs besorgt. In Deutschland wäre das aus sicherheitstechnischen Gründen eine Katastrophe….
Und noch etwas, es kann vorkommen, dass es für die Toilette extra Schuhe gibt. Diese NIEMALS außerhalb derjenigen tragen. Vermutlich eines der schlimmeren Arten sich hier zu blamieren. Mir noch nicht passiert, hoffentlich nie.

Das letzte für diesen Beitrag ist etwas, was vielleicht auch als kurios angesehen werden kann aus deutscher Perspektive. Es ist hier vollkommen normal, dass Männer Handtaschen tragen. Diese Modelle sind zwar deutlich weniger verziert, aber eine Handtasche bleibt eine Handtasche und kein Aktenordner. Rucksäcke für diesen Zweck sind ziemlich selten.

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