Ich habe doch tatsächlich etwas Zeit gefunden Urlaub zu machen. Aber nur für 5 Tage, de facto 3 Tage, weil 2 Tage Anreise bzw. Abreise inklusive. Und das gilt nach japanischen Maßstäben schon als langer Urlaub. Diesmal ging es nach Okinawa, dem ehemaligen Ryūkyū Königreich. Okinawa Hontō ist dabei die Hauptinsel der gleichnamigen Präfektur, welche auch als japanisches Hawaii bezeichnet wird, und Naha deren Hauptstadt. Ich bin zwar Ende August dorthin, aber ich bin dort dennoch täglich gefühlt gestorben wegen der Hitze und Schwüle. Zum Glück war es relativ wolkig, sodass ich des Öfteren zumindest von der brennenden Sonne verschont wurde. Ohne starken Sonnenschutz wäre ich auch vom Aussehen ein Brathähnchen geworden.
Ich hatte über ein japanisches Reisebüro meinen Aufenthalt gebucht, Auswahl an Urlaubsreisen mit mehr als 5 Tagen war eher gering. Mit Glück noch 6 oder 7 Tage. Geflogen bin ich dann über den Shizuoka Flughafen, den kleinsten den ich bisher gesehen habe. Außerdem mit 3 Stunden Verspätung, weil das Flugzeug den Geist aufgab und eine neue Maschine eingeflogen werden musste. Eigentlich hatte ich eine billige Reise gebucht, aber irgendwie war mein per Zufall ausgewähltes Hotel am Ende ein 4-Sterne Hotel;) War schon schön sogar ein Premiumgast zu sein. Ich weiß aber nicht wie das passiert ist^^ Abgesehen von der Lage in einem Industriegebiet und dem wirklich schlechten WLAN, war es perfekt, selbst der Strand gleich vor der Tür. Da dieses Hotel im Süden lag und aufgrund des kurzen Aufenthaltes, habe ich mir nur ein wenig den Süden anschauen können. Zentral und Nord Okinawa Hontō, geschweige denn andere Inseln waren mir leider nicht möglich und würde ich gerne noch nachholen. Außerdem war mein dritter Tag nur entspannen und faul am Strand bzw. am Pool zu sein. Der Strandabschnitt war ein kommerzieller Bereich mit ausgewiesenem Schwimmbereich, den man leider aus Sicherheitsgründen komplett gereinigt hatte. Die Liste an giftigen Meerestieren und wie die erste Hilfe nach Kontakt zu sein hat, war doch sehr lang. Ich habe aber auch eine Bootstour mit einem Glasboot dort gemacht, um die Meereslebewesen auch anschauen zu können. Davon habe ich selber kaum Bilder gemacht, aber das Meer war atemberaubend.
Am ersten Tag habe ich mir hauptsächlich das Schloss Shurijo angesehen. Auch eine berühmte Shoppingstraße, aber am Ende waren das nur Omiyage(Gastgeschenke, Souvenir)-Läden nach dem anderen. Mal dieselben, mal derselbe Inhalt. Also habe ich auch keine Fotos davongemacht. Zurück zum Schloss. Eine kurze Einführung in die Geschichte des Ryūkyū Königreiches. Es ist wichtig zu wissen, dass viele Chinesen auf die Insel kamen und dort lebten und viele Einwohner von denen abstammen. Außerdem unterstütze Chinas Reiche die Entwicklung. Ursprünglich gab es drei Fürstentümer auf der Hauptinsel, wobei das zentrale schlussendlich das Reich einen konnte und von China als Herrscher anerkannt wurde. Es war ebenfalls tributpflichtig gegenüber China. Nach der Einigung wurde der Seehandel nochmals intensiviert, besonders zwischen Japan und China, und das Königreich blühte für ca. 2 Jahrhunderte auf. Allerdings wurde das Königreich 1609 n.Chr. vom Clan der Satsuma im Süden Japans mit der Erlaubnis des Shoguns erobert. Damit war das reich nicht nur der chinesischen Ming-Dynastie bzw. später der Qing-Dynastie, sondern auch Japan tributpflichtig. Teilweise gingen Gebiete an die Satsuma. Japan gewährte eine scheinbare Autonomie des Königreiches um China keinen Invasionsgrund zu geben und Handelsinteressen zu schützen. Eine „Japanisierung“ war zeitweise sogar total verboten. 1872 wurde Ryūkyū in eine Provinz umgewandelt, behielt aber aus diplomatischen Gründen noch seine Scheinautonomie, indem es zu einem Han (feudales Lehen) ernannt wurde, aber währenddessen alle Han in Japan abgeschafft wurden und zu Präfekturen mit zentraler Verwaltung umgewandelt wurden. 1879 wurde Ryūkyū dann endgültig eine Präfektur Japans und der letzte König zwar als Markgraf in den Adelsstand erhoben, aber zum Umzug nach Tokyo gezwungen, sodass der Hauptzweig der königlichen Familie heutzutage in Honshū (größte Hauptinsel Japans) lebt. Der Rest floh nach China. Aufgrund der vielen Beziehungen zu China ist die ganze Architektur ebenfalls davon beeinflusst. Das Schloss wurde in der Schlacht um Okinawa im 2ten Weltkrieg komplett zerstört und so detailliert wie noch möglich wiederaufgebaut (Allerdings ca. 2 Meter höher um die alten Fundamente zu erhalten).
Am zweiten Tag habe ich mir den „Peace Memorial Park“ angeschaut. Wieder ein kurzer Exkurs in die Geschichte. Okinawa war Schauplatz einer der letzten großen Schlachten im 2ten Weltkrieg. Während der Invasion wurde Okinawa 3 Monate total bombardiert, sodass die komplette Landschaft und sogar Berge verändert wurde. Dieser „Taifun aus Stahl“ kostete am Ende über 200000 Menschen das Leben. Um an die Opfer, das Leid zu erinnern und um Frieden in der Welt zu propagieren, wurde dieser Park mit Museum errichtet. Es beinhaltet auch ein Mahnmal mit allen Namen der gefallenen Soldaten auf beiden Seiten. Das Museum hat ebenfalls aufgezeichnete Erinnerungen von Zeitzeugen. Schriftlich in Englisch und Videomaterial hat neben englischen auch deutschen Untertitel und viele andere Sprachen sind ebenfalls tlw. als Untertitel möglich. Auch heute unterhält das US-Militär noch viele Basen auf der Insel, was zu Problemen mit der lokalen Bevölkerung führt, auch noch aufgrund das die USA in der Vergangenheit die Bevölkerung auf den Inseln eher schlecht behandelt hat (besonders in Bezug auf Rechtstaatlichkeit, Demokratie und Reisefreiheit) und die Inseln nicht an Japan zurückgeben wollte. Ich habe zahlreiche Militärflugzeuge bzw. Militärpräsenz gesehen und gehört.
Am Ende war ich noch im Tal Gangala, weil ich dachte dort könnte ich mir schöne Tropfsteinhöhlen anschauen. Das war ein Irrtum. Ein wenig konnte ich mir zwar schon Tropfsteinhöhlen anschauen, aber im Ganzen war ich eher enttäuscht. Es war auch nicht günstig, wobei ich von einem recht guten Studentendiscount profitieren konnte. Es gibt zwar auch englische Führungen, ich war aber auf einer japanischen Führung…. Was ich aber beeindruckend war, waren Bäume deren Wurzel von oben herab wachsen und nachdem sie den Grund erreicht haben sehr dick bzw. stark werden können. Gleich gegenüber dem Tal, ist auch das Okinawa Wunderland, ein kleiner Themenpark mit Tropfsteinhöhle (vermutlich besser…), Events, Glaskunst usw. Ich habe zwar keine große Erwartung daran, nachdem ich den Flyer gelesen habe, aber ich wäre trotzdem rein. Leider hätte ich nach der Tal Tour nur noch ca. 1 Stunde Zeit vor der Schließung (18.00 Uhr) gehabt, also habe ich das sein lassen. Ach so, in dem Tal Gangala hat man auch den bisher ältesten Nachweis des Homo sapiens in Asien erbracht und das am besten erhaltene Skelet wird als Minatogawa 1 bzw. Minatogawa jin („Minatogawa Mensch) bezeichnet.
Es hat mir Spaß gemacht auf Okinawa zu sein, auch wenn ich zu wenig Zeit hatte. Wer nach Okinawa kommt und keine Hitze mag, sollte eher im Frühling oder im Herbst kommen. Vermutlich geht auch der Winter;) Für Transport geht hier Taxi, tlw. eine Monorail in der Hauptstadt und den Busverkehr. Der war etwas schwer herauszufinden für mich, bis ich einen vernünftigen Plan (auf Japanisch) gefunden habe. Die englische Onlineversion hat zumindest bei mir nicht auf dem Smartphone funktioniert. Zum Schluss eine Ansammlung von Bildern vom Hotel, Strand, Meer, Okinawa typischen Essen, Architektur und weiterem.
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